Durch Digitalisierung und Roboter wird sich unsere Arbeitswelt grundlegend verändert. Lebenslange Arbeitsverhältnisse werden in Zukunft die Ausnahme sein. Das wird die Tragfähigkeit des Sozialstaates hart auf die Probe stellen.
In den letzten 30 Jahren hat sich unser Sozialsystem bereits dem Diktum des Marktes angepasst. Eine Ausstellung des Evangelischen Bildungswerks (EBW) unter dem Titel „Der Mensch ist (k)eine Ware“ konfrontiert die Besucher im Myconiushaus mit der sozialen Wirklichkeit der Gegenwart und stellt einen christlichen Entwurf gegenüber: Allein der Mensch zählt.
Bei der Eröffnung im evangelischen Gemeindehaus, die vom Flötenensemble des EBW unter der Leitung von Dorothea Lintzeyer musikalisch umrahmt wurde, erinnerte EBW-Geschäftsführer Joachim Wegner in seiner Einführung anschaulich an die überschaubare Grenzlandzeit in Oberfranken vor der Wende 1989. Vom Grenzland wurde Franken nach Mauerfall und Wandel Europas zur Mitte Deutschlands.
Es wurde von der Globalisierung genauso betroffen wie zentrale Regionen. Zur Veränderung des Lebens hat dabei vor allem in den letzten 20 Jahren die aktuelle Variante der Kapitalismus, der sogenannte „Neoliberalismus“, beigetragen. Die Privatisierung von Gemeingütern wie Eisenbahn, Energie- und Wasserversorgung, Krankenhäuser und auch Bildungseinrichtungen und die Doktrin des Marktes haben ein Welt- und Menschenbild geschaffen, das alles dem Wettbewerb, der Rendite und der Gewinnmaximierung unterwirft.
Sogar den Menschen, dem man der Bedarfsquantifizierung gemäß höchstens eine Selbstoptimierung als Individuum zugesteht, ansonsten aber als Ware missbraucht. Das Maß der Dinge ist nicht mehr der Mensch, sondern die Profitmaximierung. Man orientiert sich an dem von Wirtschaft und Politik festgelegten Bedarf, und nicht an den Bedürfnissen der Betroffenen.
Joachim Wegner setzte dieser Vermarktung des Menschen das Leben als von Gott gegebenen Maßstab entgegen, dessen Einzigartigkeit in seiner ganzheitlichen individuellen Entfaltung und Freiheit gefördert werden muss. Zu den christlichen Grundüberzeugungen gehört, dass Gott alle Menschen nach seinem Bild geschaffen und ihnen so eine unantastbare Würde gegeben hat.
„Deshalb wenden wir uns entschieden gegen die Reduzierung des Menschen zur Ware durch neoliberales Denken und Wirtschaften.“ betonte Joachim Wegner. Wo Menschen nur nach ihren Nutzen und Wert für die Wirtschaft, Wachstum und vor allem Profit beurteilt werden, wird deren Menschenwürde und Gottesebenbildlichkeit verletzt, ihre fundamentalen Menschenrechte werden dann mit Füßen getreten. „Das Wirtschaften sollte im Dienst des Lebens und des Wohls aller Menschen stehen und nicht umgekehrt.“
Da die Würde des Menschen bedingungslos ist, sei sie ein unbedingter Grund aller menschlichen Orientierung zur Befreiung des Menschen aus seinen praktischen Zwängen. Es reiche nicht aus, „die“ Wirtschaft und Politik pauschal anzugreifen, Die Menschen müssten sich vielmehr im Sinne gelebter Demokratie aktiv beteiligen und ihre Meinung den Lenkern und Akteuren unseres Landes kundtun.